Thursday 9 October 2014

Ausstellung "Give Love Back": Dieser DJ remixt die Angewandte Kunst


 Ausstellung "Give Love Back": Dieser DJ remixt die Angewandte Kunst
Es gibt sie noch, die hübsch bemalten Porzellantellerchen, zarten Trinkgefäße und das gute alte Silberbesteck. Aus dem Alltag sind sie zwar fast verschwunden, aber in den großen deutschen Museen für Angewandte Kunst werden sie gehortet. Allein das Frankfurter Museum besitzt 65.000 Exponate, und die findet man dort offenbar alles andere als alt und altmodisch. Denn das lichte Haus am Museumsufer, gebaut vom amerikanischen Architekten Richard Meier, macht sich auf, die Frage nach dem, was Angewandte Kunst heute sein kann, neu zu stellen. Und avanciert damit zum ersten deutschen Museum für Lifestyle, für urbane Szenen und gelebte Hypes.

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Logisch ist es daher, dass die Museumsleute das Spielfeld einem der größten Hype-Experten Deutschlands und Trendsetter vor Ort überlassen. Die Rede ist von DJ Ata, der einem der umtriebigsten Geister der Technowelt. Erfolgreich haben er und seine Freunde das Museum gekapert und es dank ihres großen kreativen Netzwerkes in einen Concept Store mit Music-, Fashion-, Design- und Food-Angebot verwandelt. Titel der Ausstellung: "Give Love Back".
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Tanzen, Essen, Kaufen - Klubs, Cafés und Concept Stores

Als Inhaber und Gründer des inzwischen legendären Clubs Robert Johnson in Offenbach sowie verschiedener angesagter Restaurant-Cafés im Bahnhofsviertel wie dem Plank und dem Club Michel, hat Ata maßgeblich dazu beigetragen, dass Frankfurt, ehemals als Banker-City und Mainhattan verschrien, heute auf den Städte-Hype-Listen ganz oben steht. Selbst die "New York Times" nennt Frankfurt als einzige deutsche Stadt an 12. Stelle von 52 Orten, "die man 2014 bereisen sollte". Vor allen Dingen wegen des aktuellen Booms an Restaurants und Klubs.

Wenn Frankfurt heute also als cool gilt, dann ist das also auch Atas Verdienst. Als Athanassios Macias wurde er 1968 in Frankfurt als Sohn spanisch-griechischer Eltern geboren. Er war immer mehr als nur DJ und Klubbetreiber. So gründete er 1991 zusammen mit Jörg Heinze Delirium, den ersten Schallplatten- und Clubwear-Store Deutschlands, und eröffnete 1999 mit dem Bergmann den ersten deutschen Concept Store - alle Objekte, mochten sie noch so banal sein, wurden wie kleine Inkunabeln auf Podesten in Glasvitrinen präsentiert. Und Ata Macias ist ein hervorragender Grafiker. Kein Wunder, dass international bekannte Künstler wie Tobias Rehberger oder Michael Riedel zu seinen Freunden und Weggefährten gehören, ebenso wie Christoph Keller, ehemals Verleger des Revolver-Verlags und inzwischen erfolgreicher Gin-Brenner.

So hat Ata Macias immer wieder alles auf- und zusammengemischt: Design und Kunst, Fashion, Food und Musik und mit ihnen vor allem die Protagonisten, die jetzt gemeinsam die Räumlichkeiten des Museums neu gestalten und zur Partizipation einladen.

Angucken, Aneignen, Mixen und Transformieren

"Die Tätigkeiten des DJs und kreativen Unternehmers Ata Macias verbinden Design und Mode, Klubkultur und Essen; sie sind gekennzeichnet von Strategien der Aneignung, des Mixens und des Transformierens", erklären die beiden Kuratorinnen Eva Linhart und Mahret Kupka das Ausstellungskonzept. Sie sehen ihn als einen Gestalter, der "durch Re-Kombinationen Räume und Objekte entwirft und Lebenswelten gestaltet, und dadurch Projekte und Prozesse initiiert, die das Wesen angewandter Kunst ausmachen."

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Der Titel der Schau "Give Love Back" ist ein Zitat vom Buchcover "Come On In My Kitchen - The Robert Johnson Book". Es symbolisiert sozusagen das "Ata-Prinzip" in Reinform: Am Prozess und der Entstehung eines Werkes sind Benutzer und Besucher maßgeblich beteiligt.

So entsteht ein bunter Basar: Zu sehen sind T-Shirts, Plakate, Schmuck, Schallplattencover oder auch Möbel aus Atas Cafés und Klubs sowie eigens entworfene neue Editionen und ein Magazin. Außerdem gibt es eine Siebdruckwerkstatt mit dem Werkstattleiter der Städelschule, Christian Zickler, der mit Ata Macias bereits T-Shirts und Plakate produzierte.

Ata Macias re-kombiniert Objekte lieber, anstatt sie zu entsorgen. Also greift er das Thema "Upcycling" in einem Lehrerworkshop auf und agiert darin ganz im Sinne des "Ata-Prinzips": "Give Love Back". Das tut er auch, wenn er in einem weiteren Teil der Ausstellung historische Trinkgläser aus der Sammlung präsentiert. Zusammen mit den Obstbränden von Christoph Keller, die dort verkostet werden, und einigen Publikationen aus dessen Tätigkeit als Verleger und Buchgestalter, werden sie zu einer "Bibliothek des Erlesenen" kombiniert. Und wenn das die neue Idee des Angewandten ist, dann könnten Kunstgewerbe-Museen bald als ziemlich cool gelten.

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